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Memphis 40 Jahre Kitsch und Eleganz

06.02.2021 – 23.01.2022, Vitra Design Museum Gallery


Sottsass Associati, Interieur für eine Ausstellung über italienisches Design in Tokyo, 1984 © Foto: Marirosa Ballo © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 für Entwürfe von Ettore Sottsass


Das italienische Design-Kollektiv Memphis zählt zu den außergewöhnlichsten Erscheinungen im Design der letzten Jahrzehnte. Es entstand im Winter 1980/81, als sich um den italienischen Designer und Architekten Ettore Sottsass eine Gruppe junger Designer versammelte, die aus den Dogmen des Industriedesigns ausbrechen wollten. Bereits im September 1981 erlangte die Gruppe mit der Präsentation ihrer ersten Kollektion in der Mailänder Galerie Arc’74 internationale Aufmerksamkeit. Die Memphis-Entwürfe wirkten mit ihren schrillen Farben und Mustern wie aus einem Comic entsprungen und prägten einen völlig neuen Look, in dem sich Popkultur, Werbeästhetik und Postmoderne zu einem wilden Mix verbanden. Zum 40. Gründungsjahr der Gruppe gibt die Ausstellung »Memphis. 40 Jahre Kitsch und Eleganz« in der Vitra Design Museum Gallery anhand von Exponaten wie Möbeln, Leuchten, Schalen, Zeichnungen, Skizzen und Fotografien einen Einblick in die Welt von Memphis. Unter den Ausstellungsstücken sind Werke u.a. von Ettore Sottsass, Michele De Lucchi, Martine Bedin, Michael Graves, Barbara Radice, Peter Shire, Nathalie Du Pasquier und Shiro Kuramata. Das Diktat des Funktionalismus überwinden, das Banale oder Alltägliche feiern und die Regeln des guten Geschmacks brechen: Das waren die Ziele des Kollektivs. Seine Gestaltungsphilosophie war auch durch die gerade entstehende Informationsgesellschaft geprägt. Wie Fernseher und Computer sollten die Memphis-Objekte mit dem Betrachter kommunizieren und eine eigene, unverwechselbare Geschichte erzählen. Der endgültige Durchbruch erfolgte 1982, als Modezar Karl Lagerfeld seine Wohnung in Monte Carlo mit Memphis-Möbeln einrichtete. Schon die Namensfindung der Gruppe hatte einen Hauch von Glamour: Der Name »Memphis« stammt angeblich aus Bob Dylans Song »Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again«, der bei einem der ersten Treffen der Gruppe lief. Initiator und Vordenker von Memphis war der italienische Architekt und Designer Ettore Sottsass, der bei der Gründung der Gruppe bereits auf eine längere Laufbahn zurückblicken konnte. Seit den 1960er Jahren hatte er mit skulpturalen Möbeln experimentiert, die er als »Totems« bezeichnete und mit bunten Plastiklaminaten beklebte. Auch der Stuhl »Seggiolina da Pranzo« (dt. Stuhl für das Mittagessen), den Sottsass 1978 für Studio Alchimia entwarf, zeigt die Laminatmuster, die später zum Memphis-Markenzeichen wurden. Zu den wichtigsten Memphis-Objekten zählen Sottsass’ raumgreifende Regalentwürfe, darunter das Modell »Beverly« (1981), das in der Ausstellung zu sehen ist. Der Entwurf vereint seltsam disparate Elemente wie einen Chrombügel, eine bunte Glühbirne und Laminate in Wurzelholz- und Schlangenhautoptik in einer meisterhaften Komposition zwischen Kitsch und Eleganz.

Karl Lagerfeld in seinem Apartment in Monte Carlo mit Memphis-Entwürfen, 1982 © Foto: Jacques Schumacher


Auch die Leuchte »Super«, die 1981 von Martine Bedin entworfen wurde, gilt als eine der Memphis-Ikonen. Ihre halbkreisförmig gereihten Glühbirnen kennt man von Rummelplätzen oder Diner-Restaurants – doch auf Räder gestellt und mit einem Kabel versehen, ergeben sie ein Lichtobjekt, das an ein seltsames Haustier oder ein Kinderspielzeug erinnert. Das Spiel mit unterschiedlichen Bedeutungen und Bezügen kennzeichnet viele Memphis-Entwürfe und machte die Gruppe zu der wohl einflussreichsten Bewegung der Postmoderne im Design. Viele Memphis-Mitglieder standen bei der Gründung der Gruppe am Anfang ihrer Laufbahn und wurden durch Memphis weltweit bekannt. So sind Matteo Thun und Michele De Lucchi bis heute international als Industriedesigner tätig. Die Ausstellung zeigt neben De Lucchis Tisch »Kristall« (1981) auch seinen Stuhl »First« (1983), bei dem kugelförmige Aufsätze auf den Armlehnen den Sitzenden wie Planeten umkreisen. De Lucchis 1981 entstandener Stuhl »Riviera« wiederum gibt bereits eine Kostprobe der Pastellfarben, die der Designer wenige Jahre später auch bei einer Serie experimenteller Haushaltsgeräte für Philips einsetzen sollte. Diese Entwicklung ist kennzeichnend für die rasante Verbreitung der Memphis-Einflüsse, die das Design und die Alltagsästhetik in den 1980er Jahren bunter und spielerischer werden ließen. Ein weiteres wichtiges Memphis-Mitglied war Nathalie Du Pasquier, die die Ideen der Gruppe auf raffinierte Textilmuster und Interieurentwürfe übertrug. Ihre Zeichnungen sind in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Skizzen des amerikanischen Architekten Michael Graves, der lose mit der Gruppe verbunden war. Bis zur abrupten Auflösung der Gruppe 1987 blieb Memphis ein eher loser Zusammenschluss gleichgesinnter Designer, von denen manche auch nur einzelne Entwürfe beisteuerten. Trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens sind die Geschichte und der Einfluss der Gruppe legendär. Die Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery ist eine Hommage an die kurze, aber umso intensivere Ära der Gruppe Memphis, deren Energie und Gestaltungswille bis heute faszinieren. Oder, wie Barbara Radice es formulierte: »Memphis zog aus, um das Image des internationalen Designs zu verändern, und es wählte den effektivsten, direktesten und verwegensten Weg.«

Ettore Sottsass, Lampe »Ashoka«, 1981 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 © Vitra Design Museum, Foto: Andreas Jung


Allgemeine Informationen:Ausstellung: Memphis 40 Jahre Kitsch und Eleganz Laufzeit: 06.02.2021 – 23.01.2022 Kurator: Dr. Mateo Kries Hashtag: #VDMMemphis Pressebilder Download: www.design-museum.de/pressebilder Pressekontakt: Vitra Design Museum Lara Schuh Head of Communications T +49.7621.702.3153 E communications@design-museum.de BUREAU N Stefanie Lockwood T +49.30. 62736.104 E stefanie.lockwood@bureau-n.de

Gruppenfoto mit Memphis-Mitgliedern auf dem Boxring-Bett »Tawaraya« von Masanori Umeda, 1981 © Masanori Umeda © Studio Azzurro, courtesy Memphis, Milano, www.memphis-milano.com


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